Instagram

Ava goes Instaaa

INSTAGRAM FÜR ANFÄNGER. (M)EIN ERFAHRUNGSBERICHT.

Neulich in unserer Küche:

Meine pubertäre Teenager Tochter, die aufgrund ihres aktuellen biologischen (Ausnahme)Zustands eigentlich immer schlecht gelaunt ist, sobald sie in meine Nähe kommt, liegt am Boden und krümmt sich vor Lachen. Und das in meiner Anwesenheit, wohlgemerkt!
Der Auslöser für ihren Anfall?

Nun, sie hatte gerade von mir erfahren, dass ich ein Konto bei facebook habe.

„Boah, Mamaaa, ernsthaft? Da sind doch nur alte Leute!“
Aha. Ich treibe mich also gelegentlich im digitalen Seniorenheim rum.

Facebook ist ein digitales Altenheim

„Heute is man doch auf Instaaa, Mama!“
Sprach mein Kind, tätschelte mir mütterlich die Schulter und verließ kopfschüttelnd – aber immer noch lachend – die Küche.

Natürlich hatte ich von dieser Plattform schon mal gehört und mich immer gefragt, mit wie vielen „As“ man das wohl am Ende schreibt. Das heißt nämlich „Instaaa“, mit 35 Dehnungs – As. Bei der Aussprache komme ich mir total bescheuert vor, wenn dir gefühlt 5 Minuten der Mund offen steht. Moderne Kinderärzte sollten das unbedingt in ihre Untersuchungsmethode einbauen:
„So, Mund weit aufmachen und jetzt sag mal schön laut: Instaaaaa…“

Ich beschloss also, mich auch endlich dort virtuell einzurichten, wo der Rest der Welt bereits digital zu Hause ist. Naja, eigentlich war es meine Tochter (die aus der Küche mit dem Lachanfall), die mich auf Instagram anmeldete.
Ich selbst war schlichtweg völligst überfordert mit den ganzen Zugeständnissen, die ich im Vorfeld bei der Registrierung machen musste. Wer mich ein bisschen besser kennt weiß, dass ich kein großer Freund von Kompromissen bin (ein ganz herzlicher Gruß an dieser Stelle an meine Ex-Männer). Gefühlt hundertfach musste ich auf „Zustimmen“ und „Akzeptieren“ drücken. Mein Herz blutete und schrie voller Inbrunst und aus Prinzip: NEIN! NEIN! NEIN!

„Des g`hört halt einfach dazu, Mama…

…immer ‚Ja‘ klicken und alles akzeptieren.“

Konnte es noch schlimmer kommen?

Bitte „Ja“ denken und dann weiter lesen…

Plötzlich war ich in einem Raum gelandet, der mir deutlich zu verstehen gab:

„Ava, Du hast das SM-Zeitalter verschlafen!“ (SM steht hier für Social Media!…)

Da stand ich, mutterseelenallein und verloren in einer völlig fremden Welt mit Symbolen, die mir nichts sagten, Kommunikationsregeln, die ich nicht kannte und einer Sprache, die mir total fremd war.

Und dann versuch doch mal bitte, mit einer Ü 40 Netzhaut die Orientierung auf deinem 0/8/15 Android Handy zu behalten, das eigentlich und ursprünglich dazu gedacht war, zu telefonieren. Daher ja auch der Name „Mobil-Telefon“.  Aber für Instaaa bräuchte ich ein Display in der Größe eines Backblechs, um auch nur ansatzweise den räumlichen Überblick zu bewahren.

Es half aber alles nix, denn nun hieß es: Laufen lernen.
Wie ein Kleinkind stolperte ich durch den virtuellen Raum. Ich war eine Instaaa-Waise auf der Suche nach einer Bezugsperson – ich musste dringend meinen ersten follower finden (allein schon deshalb finde ich Facebook viel kuscheliger. Da hast Du „Freunde“ und keine Stalker – also „follower“)

Der 6er im Instaaa-Lotto: Die erste Nachricht

Und nachdem ich endlos gesucht, geblättert oder wie auch immer man das nennen mag, was ich da veranstaltete, getan hatte (gibt bestimmt nen „mega-coolen“ Englischen Begriff dafür, aber soweit bin ich in meinem Instaaa – Vokabelheft noch nicht – “Sorry for that, community!“), war sie endlich da.
Die allererste Nachricht.

Voller Vorfreude klickte ich das rote Symbol unten rechts auf meinem Display an, welches mir signalisierte, dass jemand tatsächlich eine Nachricht ganz persönlich und nur an mich gerichtet hatte.

Was mir da entgegensprang, das waren 2 prallgefüllte Pobacken, in deren Zwischenraum ein pinkfarbener Tanga verschwand, sowie die dazugehörige schriftliche Einladung von Olga zu einem heißen Sex Date.

Was macht man denn bitte in so einem Fall, liebe community? Eine challange veranstalten? Zählt das automatisch als follower, weil… je mehr, desto besser? Muss ich das annehmen? Darf man da freundlich, höflich aber bestimmt aus Zeitgründen absagen?

Lektion 1: Ein #Häsch-Täg is nix zum Rauchen

Nach circa 2 bis 3 Tagen hatte ich es dann raus, die Sache mit dem #Häsch-Täg. Dass der nämlich durchaus sinnvoll ist, wenn Du deinen Bildern Unterschriften gibst und ihnen damit ein aussagekräftiges Schlagwort verpasst. Das mag der Algorithmus. HA! Da hatte ich jetzt aber (endlich) mal was dazu gelernt! Wie ein Instaaa – Doktorand mit ‘summa cum laude‘ Abschluss fühlte ich mich, als ich mein mittlerweile fünftes Bild inklusive #Häsch-Täg hochlud.

Jetzt konnten sie kommen, meine zigtausend Stalker, also follower.
War ja schließlich ein Kinderspiel: Bild hochladen, #Häsch-Täg drunter setzen, bei allen möglichen Vorschlägen, die auf Deinem Display erscheinen, auf “Folgen“ klicken (sexy Olgas mal ausgenommen) und schwuppdiwupp, bist Du ein gemachter Instaaa-Star, Influänzaaa oder was-auch-immer.

Nach weiteren 2 Tagen passierte…nichts. Nada. Niente.
Ich muss schon zugeben, dass ich mich durchaus vom Algorithmus gemobbt fühlte.
Nichts und niemand wollte mich stalken, mir nachstellen, folgen… und selbst die Olga war weg.

Lektion 2: Instaaa ist Beziehungsarbeit…#Mist!

Nicht schon genug, dass mein digitales Selbstbewusstsein völlig zerstört am Boden lag und schlichtweg die (virtuelle) Welt nicht mehr verstand, nein, konnte es noch schlimmer kommen?

Bitte „Ja“ denken und dann weiter lesen…

Innerhalb von 10 Minuten hatte mein HUND mehr Anfragen und follower, als ich in einer Woche. Wenn das kein Grund zum Saufen ist!

Was will mir das Universum damit sagen?

Nun ja, liebe Ava, vielleicht auch mal „Zustimmen“ und „Akzeptieren“ denken und verinnerlichen, wenn Du dich schon darauf einlässt.

Und wer weiß, vielleicht klappt’s dann auch…und wenigstens…

…..mit Instaaa… 😉

Photo by NeONBRAND on Unsplash

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