Aging

Happy Aging – Altern für Fortgeschrittene

Ich hatte einen Traum. Nämlich, dass eines Tages – also heute mit knapp Mitte 40 – meine innere (Wunsch)Vorstellung und mein äußeres Erscheinungsbild gemeinsam am Tisch sitzen, gemütlich ein Glas Wein trinken und ihren Frieden miteinander schließen würden. Ich hatte mir felsenfest vorgenommen würdevoll zu altern.

Hätte hätte Fahrradkette.
Zwischen den beiden Tobt der Krieg!

Während meine innere (Wunsch)Vorstellung noch in der Überzeugung feststeckt, “forever 29“ zu sein, spiegelt mir mein Erscheinungsbild tagtäglich und Morgen für Morgen aufs Neue die grausame Realität wieder und spuckt meiner (Wunsch)Vorstellung entgegen: „Pah, warte nur bis die ihre Kontaktlinsen eingelegt hat – dann sieht sie schon, was die Zeit mit ihr anstellt – und das messerscharf!“
Und genauso ist es dann auch – aber noch lange nicht alles.

Früher war das alles irgendwie… anders!

Beim Anziehen sammele ich meinen Busen gefühlt Monat für Monat ein Stockwerk tiefer ein, um ihn dann in immer voluminösere BH-Körbchen zu stopfen (früher ist der da doch quasi von selbst reingesprungen) und Strumpfhosen ohne Bauch-Beine-Po-weg-Funktion – undenkbar.

Was früher 10 Sit-ups wieder geradebiegen, bzw. flach-legen konnten, müsste heute schon ein ordentlicher 10-Tage-Magen-Darm-Virus erledigen oder 100 Sit-ups – und davon dann 3 Wiederholungen – täglich.  Auch undenkbar.

Essen geht auch nicht mehr so wie früher.
Einmal einen Abend über die Stränge geschlagen bedeutet direkt ein Jahr Askese, da sich mein Stoffwechsel seit Anfang 40 in Frührente verabschiedet hat. Meine Kollegin Babsi (eine echt heiße und gertenschlanke Mitt-50-erin) meinte neulich zu mir: „Tja, Ava, Du musst di scho entscheiden: Arsch oder G´sicht!“
Denn eins von beiden bleibt auf der Strecke.

Die Gleichung dazu ist ganz einfach. Volles Gesicht ohne Falten = fetter Hintern. Flacher Arsch = Falten im G´sicht.
Oder Du lässt dich eben beim Doktor mit diversen Mittelchen aufpolstern und siehst dann aus wie ein cortisongepimpter Ballon mit einem Truthahnhals-Appendix (die Haut am Hals ist unbarmherzig und verrät alles!).

Und zu allem Überfluss: Werbung

Ein Blick in die TV-Werbung macht das Ganze nicht besser.

Wir Frauen in den 40ern haben entweder trockene Muschis, Durchfall, sind bereits komplett inkontinent oder cremen unseren übergewichtigen Jammerlappen von Ehemann mit Erkältungsbalsam ein, während die 30er Frauen in ihrem zu Hause entweder putzen oder die Kinder mit Süßigkeiten vollstopfen (früher war es wenigstens noch Hohes C).
Frauen in den 50ern überfärben per se keine weißen Haare mehr (das machen nur die Promi Damen in den 70ern und 80ern), sondern verjüngen sich mit Antifaltencreme und viel frischer Luft und…ja, was eigentlich? Freuen sich darüber, dass sie noch nicht so aussehen wie die Frauen in den 60ern, die in der Zwischenzeit von Gesichts- auf Gelenkschmerzcremes übergegangen sind, damit sie sich überhaupt noch an der frischen Luft bewegen können.
Blankziehen und Sex haben dürfen in der TV Werbung nur die Mädels unter und knapp über 20, wenn sie sich nicht gerade die (angeblich) verpickelte Modelhaut mit Gesichtswasser reinigen (natürlich in Unterwäsche) oder für die Volksdroge Nummer 1, den Alkohol, werben (gerne auch hier in Unterwäsche – und im Rudel. Prost!).

Wie soll frau denn da in Ruhe und würdevoll altern können?!?!

Erschwerend kommt noch hinzu, dass ich mich laut Wissenschaft und Soziologen aktuell in der „Rush-Hour des Lebens“ befinde.
Aha. Ich stecke also zu allem Überfluss auch noch im Stau meines Lebens, der von mir die spielerische Koordination von Kindern, Job, Haushalt, Freizeit (Scherz!) und Liebesleben (sofern vorhanden) erfordert – wenn ich nicht gerade (laut Werbung) mit meiner trockenen Muschi, meinem Durchfall oder meiner Inkontinenz beschäftigt bin (Ehemänner hab ich aussortiert – die müssen jetzt selber cremen).

Was also tun, wenn langsam aber sicher der äußere Verfall einsetzt, der sich nur noch mit maximal-invasiven und maximal-finanziellen Eingriffen aufhalten lässt? Einen Kredit aufnehmen?

Priorisieren

Essen, Klamotten und ein Dach überm Kopf für die Kinder oder die 10er Karte beim plastischen Chirurgen um`s Eck für die Mutti?
Ich beschließe: Arterhaltung geht vor Ego-Renovierung.
Ich brauche also dringend eine Strategie für langfristig glückliches und zufriedenes Älterwerden trotz offensichtlicher äußerer Verschleißerscheinungen und beschließe, dass, wenn es draußen an der Fassade schon bröckelt, ich wenigstens innen aufräumen sollte, in mir. Denn wenn ich die nächsten mir noch verbleibenden Jahre (und davon wünsche ich mir in der Tat noch so einige) nicht als hoffnungsloser Streitschlichter zwischen meiner inneren (Wunsch)Vorstellung und meinem äußeren Erscheinungsbild in einer Art Zwischenwelt gefangen und frustriert sein möchte, dann ist es an der Zeit dafür zu sorgen, dass es mir gut geht – und zwar unabhängig davon, was mein Spiegelbild mir Morgen für Morgen entgegenzubringen hat.

Das Ziel steht also fest. Die Frage ist nur:

„Wie, um Himmels Willen, komm ich denn da jetzt bitte hin?“

Bei genauerer Betrachtung ahne ich es bereits: dieser Weg wird kein leichter sein und ich habe – wie immer – mal wieder Hausaufgaben zu machen.
Eine ehemalige Kollegin (Katja, ich grüße und denke an Dich!) sagte einmal zu mir:
„Ava, das Universum schickt Dir jeden Tag Hausaufgaben.“
Und genauso ist es. Und solange ich die nicht mache, meine Hausaufgaben, schickt mir das Universum immer und immer und immer wieder …

…saublöde Werbespots 😉

 

Ava´s Masterplan zum “Happy Aging”

  • Sei Dir selbst die beste Freundin, die man sich wünschen kann. Du verbringst schließlich Dein ganzes Leben 24/7 mit Dir – wäre doch schade, wenn Du deine Zeit damit vergeuden würdest, dich ständig von dem Menschen stressen zu lassen, der Dir am nächsten ist: Du selbst.

 

  • Mach alles was Du tust ohne schlechtes Gewissen – oder lass es sein.

 

  • Sei mutig und hab keine Angst vor dem Leben.
Photo by Jon Moore on Unsplash

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