Singe(l)nd durch die Krise

Mut-Macher für Herzens-Frauen

Triggerwarnung: Nix für (schwache) Männer.

Wäre ich in einem Tierheim, dann sicherlich als Katze und mit der Beschreibung „schwer vermittelbar“. Das ist nicht sarkastisch gemeint.

Im Gegenteil.
Hinter diesem Label stehen 22 Jahre harte Entwicklungs-Arbeit, in denen ständig ein „Besetzt-Zeichen“ hell über mir leuchtete. Entweder war ich verheiratet, emotional verstrickt oder habe mich mit regional & saisonal zufriedengegeben. Es war wie ein Fluch. Egal wo und wann, immer war jemand gerade da. Das ist wie mit den Knabbereien und Süßigkeiten, die rumstehen. Eigentlich willst Du nicht zugreifen und Hunger hast Du auch keinen, aber dann, Zack! Naschst Du eines, und dann noch eines und noch eines. Richtig satt machen die allerdings nicht und die Langzeitfolgen sind unschöne Dellen und Bluthochdruck. Aber man, beziehungsweise frau, greift halt zu.

Aus Gewohnheit und Langeweile.

Da ich mich zukünftig bewusster ernähren möchte, entschied ich, meine persönliche Challange anzugehen und 2021 zu einem männerfreien Jahr zu erklären. Wir haben Ende März und es läuft erstaunlich gut … bisher.
(Dank Corona und diverser Lockdowns – und weil die online-Tauschbörse nicht so meins ist)

Keine Ablenkung mehr. Fokus. Auf mich.

Das vergessen wir Frauen gerne: uns selbst.

Evolutionstechnisch wird das Kümmer-Gen dafür verantwortlich gemacht. Funktioniert ganz bequem und einfach. Seit der Steinzeit kümmern wir uns – und das gerne: Um die Höhle, den Nachwuchs, verletzte Krieger, gebeutelte Egos, pflegebedürftige Eltern, die schmutzigen Trikots des Fußballvereins, das Mittagessen, den Haushalt, die Hausaufgaben, die perfekte Figur, die steile Karriere, die beste Freundin, die Arbeitskollegin, den kranken Nachbarn, die passenden Geschenke, das Image auf facebook, Insta  & Co., den nörgelnden Chef, die unbezahlten Überstunden, den fiesen Vermieter, die Gleichberechtigung und, last but not least: die Meinung anderer.

Wie Kleinkinder saugen und nähren wir unseren Selbstwert von dem, was andere über unseren Lebensstil und unsere Lebensform denken. Zu harte Worte?

Wie findest Du…? Was hältst Du von…? Meinst Du, ich kann…? Darf ich…?

Warum fragen wir? Weil uns der andere wirklich interessiert und wir ihn/sie besser verstehen wollen, oder weil wir Bestätigung suchen?

Wenn Du (im Lockdown, durch Trennung, etc.) auf Dich selbst zurückgeworfen wirst, kann das ganz fantastische Nebenwirkungen haben.
Eine davon ist Zeit.
Zeit, Dir die Fragen zu stellen, mit denen Du sonst andere kennenlernst.
Zeit, Dein Kümmer-Gen der Person zu schenken, die es am meisten verdient hat:

Du selbst!

Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst!

Wahre, echte und aufrichtige Liebe hat ihren Ursprung in uns selbst.

Solange wir aber unser wahres Ich unter den Erwartungshaltungen anderer begraben, sind wir nicht mehr als die Projektionsfläche ihrer eigenen Unzulänglichkeiten – und der unseren.

Das kann nur schiefgehen, weil es unmöglich ist, die Löcher des anderen zu stopfen.

„Mach mich glücklich!“, lautet unsere unausgesprochene Aufforderung.

„Mach zuerst deine Hausaufgaben!“, schreit das Universum zurück, wenn es uns immer und immer wieder die ungesunden Naschereien vor die Nase setzt.

Anspruch & Wirklichkeit

Neulich fragte mich eine gute Freundin, was denn so meine Ansprüche seien.

„Die ausgereifte Lebenserfahrung eines hochintelligenten 82-Jährigen, verpackt im knackfrischen Körper eines 30-Jährigen, gepaart mit der Gelassenheit eines humorvollen Buddhas, allerdings ohne den dicken Bauch.“

„Sonst noch was?“

„Er spricht mindestens zwei Fremdsprachen fließend, kann einparken, hat sein eigenes Leben, eine eigene Wohnung, lässt mich in Ruhe, wenn ich es will, ist da, wenn ich ihn brauche. Kochen wäre noch gut – dann habe ich mehr Zeit zum Schreiben. Aber gesund muss es sein. Und er auch.“

„Mit der Einstellung packst du deine Challange 2021 locker“, lachte meine Freundin daraufhin und leerte ihr Weinglas.

Das habe ich befürchtet!

Deshalb muss ich jetzt erstmal nachsitzen und Hausaufgaben machen.

Hab‘ es schön,

Deine

Ava

Photo by Priscilla Du Preez on Unsplash

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