Hund

Ein Jahr mit Hund. (M)Eine Beziehungsbilanz.

HAPPY BIRTHDAY, BENJI!

Heute auf den Tag genau, am 15. Mai 2020, hat derjenige Geburtstag, mit dem ich seit 10 Monaten zusammenlebe und der mir mittlerweile auf allen Social-Media-Kanälen den Rang abläuft.
Mein Hund Benji wird 1 Jahr alt.

Happy Birthday!

Anlass und Grund genug für (m)eine Beziehungsbilanz mit diesem männlichen Lebewesen.

Phase 1: Die Verliebtheitsphase

Haben wir erfolgreich hinter uns gebracht und – definitiv – abgeschlossen.

Schmetterlinge, rosarote Brille, Wolke 7: volles Programm. Ist ja auch leicht, wenn die noch so klein, süß und knuffig sind. Meine Kinder waren kurz davor, mich beim Jugendamt anzuzeigen, weil ich für den Hund gekocht habe – und für sie ja (bekanntlich) nicht (gerne). Da Benji aber das erste männliche Lebewesen ist, für das ich (nicht wenig) bezahlt habe, hielt ich das irgendwie für angemessen. Der damit verbundene Aufwand lehrte mich allerdings eines Besseren. Nach einer Woche stellte ich meine Chefkoch-Ambitionen wieder ein. Verliebtheit hin oder her – das Betätigen von Herdplatten ist einfach nicht so meins.

Phase 2: Phase 1 verabschiedet sich

Benji wächst und gedeiht, genau wie seine Haufen. Ohne rosarote Brille präsentiert sich das ganze damit verbundene Procedere aber leider als alles andere als appetitlich. Wer einem Hund schon mal beim „Geschäftchen machen“ zugesehen hat, weiß, dass es wahrlich schönere Anblicke im Leben gibt. Kein Wunder also, dass daraus noch niemand eine Yoga Übung gemacht hat:
Kackender Hund. Fehlt nur noch, dass er sich eine Zeitung mitnimmt.

Über den olfaktorischen Aspekt beim Entfernen besagter Haufen brauchen wir gar nicht erst reden. Mittlerweile bin ich Apnoe-Haufen-Entfernungs-Profi. Vom Verrichten bis zum gekonnten Wurf in die Tonne – kein einziger Atemzug!

Dank Corona schaut dich auch keiner mehr verdutzt an, wenn du dabei eine Maske und Einweghandschuhe trägst.

Phase 3: Gegensätze werden bekämpft

Revier- und Konkurrenzkämpfe stehen jetzt auf der Tagesordnung. Dein einstmals so süßer Welpe kommt in die Pubertät und will dir als „Frauchen“ zeigen, wo es im Leben (also auf seinem Spaziergang), langgeht.

„Tjaaaaa, mein Freundchen, das hat schon so mach einer vor Dir versucht!“, denke ich mir siegessicher auf einem unserer leinenfreien Spaziergänge durch den Wald und marschiere tollkühn voran, nachdem mein Hund, irgendwo gefühlt 2 km hinter mir, eine Fährte aufgenommen hat.

Weitere 2 km verstreichen und ich sehe…nichts. Kein Hund. Nirgendwo. Und das, obwohl sich in meiner ausgebeulten Jackentasche 4 Kilo „Bio-Reines-Rind-Leckerlies“ befinden, und ich mir seit gefühlt 25 Minuten mit der neuerworbenen Büffelhorn-Hundepfeife die Seele aus dem Leib trillere.

Nichts. Nada. Niente. Kein Hund weit und breit. Nicht einmal fremde Hunde verirren sich aus Mitleid mir gegenüber meine Nähe.

„Aha. Alle in Phase 3“, spreche ich mir selbst ermunternd zu und vertraue notfalls auf den eingepflanzten Chip in seinem Nacken. Das müssen wir also noch üben, aber leider ist die Hundeschule wegen der Pandemie dicht. Das bedeutet also bis auf weiteres: Homeschooling.

Phase 4: Das Ich, Du und Wir.

Spätestens jetzt weiß ich also, wie mein Hund tickt.

Typisch männliche Eigenschaften? Fehlanzeige!

Bis auf die Angabe „Rüde“ in seinen Papieren und das Stretching beim Reviermarkieren (der kann vielleicht das Beinchen heben, mein lieber Scholli! Ein Wunder, dass er dabei nicht umfällt), könnte man meinen Hund durchaus (liebevoll) als Weichei bezeichnen.
Die Chihuahua Clique aus der Nachbarschaft macht sich schon einen Witz daraus, ihn bei jeder ihrer Begegnungen zu erschrecken. Dabei fletschen dann 1,5 Kilo Möchtegern-Hündchen kurz aus der Louis Vuitton Handtasche heraus ihre mickrigen kleinen Zähnchen, woraufhin mein 25 Kilo Hütehund wie von der Tarantel gestochen ruckartig zur Seite springt – und ich hinterher, da ich am anderen Ende der Leine hänge. Verstecken und so tun, als ob wir nicht zusammengehören würden, geht aber nicht weil…ich ja am andren Ende der Leine hänge. Ich. Du. Wir also.

Phase 5: Du bist mein Zuhause

Aha. Das ist also das Ziel, wenn mein Hund, der Spätzünder unter den Hunderassen, mit 4 Jahren ausgewachsen und auspubertiert ist.

Harmonie pur. Ein eingespieltes Team. Das Traum Duo.

Ernsthaft? Noch 3 weitere Jahre fressgesteuerte Hochleistungskonditionierung (denn mal ganz ehrlich: der kommt doch nicht um meinetwillen zu mir, wenn ich den rufe), Dauer-Tinnitus durch Trillerpfeifenalarm und sich mit Piepsstimmchen in aller Öffentlichkeit zum Affen machen, wenn du deinen Hund dazu animieren willst, sein Spielzeug herzugeben?

Ich ahne es bereits: schon wieder Hausaufgaben. Tagtäglich. Die nächsten 3 Jahre und wahrscheinlich auch darüber hinaus. Denn, anders als bei Kindern, hört die Erziehung bei deinem Vierbeiner niemals auf. Das nennt sich dann Beziehungsarbeit. Und jeder, der mich ein bisschen besser kennt, weiß … (den Rest spar ich mir.)

Fazit

Hundebesitzer vergessen niemals die erste Begegnung mit ihrem Liebling. Unser Fellknäuel war gerade 2 Wochen alt. In dem Moment, als ich ihn erblickte und ansprach, versuchte er krampfhaft seine Äuglein zu öffnen. Und dann, als er es endlich geschafft hatte und mir mit seinen blauen, verschwommen Augen direkt ins Herz sah, war es glasklar: der gehört und will zu uns. In Romanen nennet man das Liebe auf den ersten Blick. Crashing Moment. Boom!

Genauso erging es übrigens allen anderen zukünftigen Besitzern der Geschwisterbande.

Im Zeitalter von Whatsapp haben wir natürlich auch eine digitale Hundekrabbelgruppe.

Und so verschieden die charakterlichen Ausprägungen auch sein mögen (zwischen Genie und Wahnsinn, Schoßhund und druckgeknalltem Energiebündel, Schreckpistole und Gigolo), so sind wir uns in einem Punkt absolut einig:

„Sie sind die liebenswertesten Hunde überhaupt und wir möchten sie in unserem Leben nicht mehr missen!“
Danke, für diese wunderschönen Abschlussworte, Silvi 🙂

Benji 2019 / Benji 2020

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